“Langfristig kann die Regierung die Künste nicht ruinieren, aber ihnen das Leben sehr erschweren.“ Pál Mácsai, Gründer des Budapester Örkény-Theaters
2017 Griechenland, 2018 Ungarn – in den nächsten Jahren angedacht sind Israel und Polen – die Länder der aktuellen Off Europa-Recherchen waren und sind auch unter politischen Gesichtspunkten eine Beschäftigung wert. Kunst entsteht unter konkreten Umständen und Bedingungen, und die dürften sich in allen genannten Ländern von denen in Deutschland deutlich unterscheiden.
Im Falle von Ungarn wird hierzulande häufig berichtet, dass es „totalitär regiert“ wird, dass wir es mit einer „moralisch korrumpierten, zerfallenden Gesellschaft“ zu tun haben, in der sich eine „ideologische Gleichschaltung der Kultur- und Kunstszene“ beobachten lässt, während Theaterschaffende in ihrem Kampf „gegen diffusen Druck und gegen die Scheren in den eigenen Köpfen“ als „selbstbewusst und widerständig“ beschrieben werden.
Das Programm eines Theaterfestivals wird solche Einschätzungen weder bestätigen noch widerlegen können; was es ermöglichen kann, ist die Begegnung mit einer Kunst, die sich mit den Verhältnissen vor Ort auseinandersetzt, sie im besten Falle spiegelt – und mit einigen ihrer Protagonisten.
Klar ist: freie Theaterarbeit – wie auch der zeitgenössische Tanz – hat in Ungarn gerade in der Hauptstadt Budapest eine große Bedeutung und nachweislich viel Publikum. Es gibt etliche wichtige, auch in das Ausland strahlende Theater- und Kunstorte, und immerhin konnte in den letzten Jahren die eine oder andere politisch motivierte Personalrochade in der Leitung dieser Häuser abgewendet werden. Es existiert auch eine regelmäßige und halbwegs berechenbare Projektfinanzierung der freien Theater- und Tanzszene.
Genaueres wird nachzufragen sein; zum Beispiel bei den angesetzten Gesprächen. Lassen Sie uns neugierig bleiben, lassen Sie uns die Tür offen halten.
Mit „Open Hungary“ erlebt Off Europa den zehnten Länderfokus hintereinander – und den sechzehnten insgesamt. Zum elften Mal wird es in diesem Jahr Abstecher nach Dresden geben – und zum ersten Mal auch nach Chemnitz.
Wir freuen uns gemeinsam mit den gastierenden Künstlern auf neue Aufführungsorte und viele interessierte Zuschauer.